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16.01.2023 Vermehrung von Regiosaatgut bei Saaten Zeller: Hohe genetische Variabilität bleibt im Anbau erhalten
Die Fa. Saaten Zeller betreibt einen hohen Aufwand bei der Aufsammlung von Ausgangssaatgut für den Aufbau von Vermehrungen für die 22 Ursprungsregionen beim Regiosaatgut. Für jede anzubauende Art in jeder Ursprungsregion wird von unseren wissenschaftlichen Mitarbeitern nach umfangreichen Flächenrecherchen und Einholung der erforderlichen Genehmigungen in mehreren ausreichend großen Spenderpopulationen Ausgangssaatgut gewonnen.
Das besondere an unserem Anbauverfahren ist, dass dieses Ausgangssaatgut vor dem Anbau vermischt wird. So wird bereits in der ersten Anbaugeneration eine hohe Anzahl an Pflanzen und eine hohe Diversität erreicht. Ziel ist die Abbildung einer für das jeweilige Ursprungsgebiet repräsentativen und hohen genetischen Variabilität und deren Erhalt über mehrere Generationen im Anbau. Eine hohe genetische Variabilität ist für den Etablierungserfolg und das Anpassungspotential der anzusiedelnden Populationen von hoher Bedeutung, insbesondere auch vor dem Hintergrund sich verändernder klimatischer Gegebenheiten.
Eine Studie von Wissenschaftlern der Universitäten Marburg, Tübingen und Münster sowie des UFZ Halle hat nun bestätigt, dass die genetische Variabilität des Saatguts in dem von Saaten Zeller praktizierten Verfahren auch über mehrere Anbaugenerationen erhalten bleibt. Untersucht wurden 13 Arten aus dem Anbau von Saaten Zeller von denen Saatgut mehrerer aufeinanderfolgender Anbaugenerationen verfügbar war. Über alle Arten betrachtet wurde sogar ein leichter Anstieg der genetischen Variabilität in den ersten Anbaugenerationen beobachtet, der sehr wahrscheinlich durch die Ausbildung neuer Genkombinationen im Anbau des aus verschiedenen Spenderpopulationen eines Ursprungsgebietes stammenden Ausgangssaatguts zu erklären ist. Frühere Annahmen einer Gefahr der genetischen Verarmung im Anbau konnten damit widerlegt werden. Eine solche Gefahr besteht vor allem dann, wenn Vermehrungen mit nur einzelnen kleinen Ausgangspopulationen begründet werden.
Quellenhinweis:
Conrady, M., Lampei, C., Bossdorf, O., Durka, W., Bucharova, A. (2022): Evolution during seed production for ecological restoration? A molecular analysis of 19 species finds only minor genomic changes. Journal of Applied Ecology 59:1383–1393.
Vermehrungsbestand von Ranunculus acris im Ursprungsgebiet 1 (Foto: W. Bleeker)